Ariosto

Ariosto
Ariọsto,
 
Ludovico, italienischer Dichter, * Reggio nell' Emilia 8. 9. 1474, ✝ Ferrara 6. 7. 1533; wuchs in Ferrara am Hof von Ercole d'Este auf und erhielt nach juristischen Studien eine humanistische Bildung. Er war lange im Gefolge des Kardinals Ippolito d'Este und seit 1518 in wechselnder Tätigkeit am Hof des Herzogs Alfonso I. von Ferrara. 1522-25 verwaltete er die Provinz Garfagnana. Danach zog er sich in Ferrara ins Privatleben zurück.
 
Ariosto verfasste die ersten regelmäßigen italienischen Komödien, u. a. »I suppositi« (Uraufführung 1509, in Rom 1519 vor Leo X. mit Raffaels Dekorationen wiederholt; deutsch »Die Untergeschobenen«), zunächst in Prosa, später in reimlosen Elfsilbern, wie die Lustspiele »Il negromante« (entstanden 1520, Uraufführung 1528; deutsch »Der Nekromant«), »La Lena« (Uraufführung 1529, herausgegeben 1537; deutsch »Lena, die Kupplerin«); daneben schrieb er auch Episteln und Satiren. Sein Hauptwerk »Orlando furioso« (deutsch »Der rasende Roland«), ein Epos in Stanzen, erschien in 40 Gesängen 1516-21 und um sechs Gesänge erweitert 1532. Im Gefolge von M. M. Boiardos »Orlando innamorato« verknüpft Ariosto die karolingische Rolandssage mit den Fabeln des Kreises der Tafelrunde von König Artus. Rolands unglückliche Liebe zu Angelica, die ihn zum Wahnsinn treibt, die Besiegung der Heiden durch Kaiser Karls Ritter, die Vereinigung von Ruggiero und Bradamante, den Ahnen des Hauses Este, bilden das Hauptthema. Aber die Motive der mittelalterlichen Welt werden nicht mehr ernst genommen; Ariosto macht aus dem Verliebten einen in Eifersucht sich verzehrenden Helden. Die Technik mittelalterlicher Erzählkunst wird in einem kunstvollen System des Retardierens, Komplizierens und des Verflechtens verschiedener Episoden übernommen. Zugleich aber dringt eine Fülle von Vorstellungen des Altertums in das Gedicht ein. In ihm entfaltet sich die Renaissancepoesie im vollen Glanz unerschöpflicher Darstellungsgabe.
 
Ausgaben: L. Ariosto. Sämtliche poetischen Werke, übersetzt von A. Kissner, 4 Bände (1922); Orlando furioso, herausgegeben von S. Debenedetti, 3 Bände (1928); Orlando furioso e opere minori, herausgegeben von L. Caretti und C. Segre, 2 Bände (1954); Orlando furioso secondo l'edizione del 1532 con le varianti delle edizioni del 1516 e del 1521, herausgegeben von S. Debenedetti und C. Segre (1960); Commedie, herausgegeben von A. Borlenghi, 2 Bände (1962).
 
 
M. Catalano: Vita di L. A. (Genf 1931);
 A. Baldini: Ludovico della tranquillità (Bologna 1933);
 M. Marti: L. A. (Mailand 1956);
 G. Fatini: Bibliografia della critica ariostesca, 2 Bde. (Florenz 1958);
 W. Binni: Metodo e poesia di L. A. (Messina 31970);
 D. Kremers: Der Rasende Roland des L. A. (1973);
 R. Baillet: Le monde poétique de l'Arioste (Paris 1977);
 N. Borsellino: L. A. (Rom 21989).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Ariosto: »Orlando furioso« und das Renaissanceepos in Italien
 

Universal-Lexikon. 2012.

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